Kleiner Unterschied: Händewaschen rettet Leben

29.04.2019

Kleiner Unterschied: Händewaschen rettet Leben

In einer kleinen Serie widmen wir uns den „Kleinigkeiten“, die im Pflegealltag einen großen Unterschied machen können. Diese Kleinigkeiten betreffen alle, die pflegen: Angehörige und professionelle Pflegekräfte.

Viele Details sind fast selbstverständlich, aber gerade deswegen vergisst man sie besonders leicht. Ein klarer Fokus auf die Kleinigkeiten soll helfen, sie im Kopf zu behalten. So werden sie im Alltag wieder häufiger umgesetzt und führen zu einer besseren Pflege.

Eine Kleinigkeit: Händewaschen in der Pflege

Händewaschen gehört zur Pflege dazu. Zwischen Arbeitsschritten oder Patienten sollten die Hände immer gründlich gewaschen werden:

  1. Legen Sie Schmuck und andere Gegenstände vor dem Händewaschen ab und legen Sie sie erst wieder an, wenn die Pflege beendet ist.
  2. Halten Sie Ihre Hände unter fließendes Wasser und seifen Sie sie dann für circa 30 Sekunden gründlich ein (dazu würden Sie im Kopf etwa 5 Mal „Happy Birthday to You“ singen, wenn Sie keine Uhr da haben). Achten Sie darauf, ihre Handinnenflächen, Handaußenflächen, Finger, Nägel und Hautfalten einzuseifen.
  3. Spülen Sie die Seifenreste gründlich ab.
  4. Trocknen Sie Ihre Hände ab. Verwenden Sie dazu entweder ein eigenes Handtuch, das Sie täglich wechseln (und bei mindestens 60 °C waschen), oder Einmalpapiertücher. Achten Sie darauf, dass Ihre Hände wirklich trocken sind: Restfeuchtigkeit ist ein guter Nährboden für Bakterien.

Verwenden Sie Seife, die für häufiges Händewaschen geeignet ist und halten Sie Ihre Haut gepflegt und gesund durch Eincremen außerhalb der Pflege.

Wenn Sie Gegenstände oder Hände desinfizieren, verwenden Sie geeignete Mittel und achten Sie auf den richtigen Einsatz: Meist erfolgt die Desinfektion erst nach 20 oder 30 Sekunden Einwirkzeit!

Warum Händewaschen in der Pflege so wichtig ist

Pflegekräfte und auch alle anderen, die in der Pflege aktiv sind, arbeiten vorwiegend mit ihren Händen. Sie berühren Patienten, Wunden, verschiedene medizinische Hilfsmittel, aber auch Speisen, Getränke und Alltagsgegenstände.

Stellen Sie sich einen normalen Arbeitsablauf vor: Wie viele Gegenstände berühren Sie? Was, wenn der erste dieser Gegenstände verschmutzt oder mit Krankheitserregern konterminiert war? Das Reinigen der Gegenstände oder die nur einmalige Verwendung von Hilfsmitteln ist eine wichtige Maßnahme zur Eindämmung von Krankheitserregern.

Eine weitere ist das Händewaschen zwischen Patienten oder zwischen Arbeitsschritten. Dazu gehört die gewöhnliche Reinigung der Hände am Waschbecken mit Seife (und das gründliche Abtrocknen danach!), aber auch die Handdesinfektion.

Wichtig ist das Händewaschen immer einmal bevor die Pflege beginnt – Sie kommen „von draußen“ und bringen vielleicht Verunreinigungen mit. Danach immer bevor und nachdem Sie für jemanden Speisen oder Getränke zubereiten oder diese zu Essen geben, Körperpflege durchführen oder Wunden versorgen. Bei Unterstützung im Alltag – Aufstehen, Ankleiden oder Gehen – ist das Händewaschen nicht extra nötig.

Problem: Multiresistente Erreger in der Pflege

Viele von uns haben bereits oft von sogenannten multiresistenten Erregern gehört. Diese Erreger wurden meist in Krankenhäusern oder Altenheimen gemeldet und gelten als besonders bedrohlich, weil sie „multiresistent“, also resistent gegen die meisten Behandlungsmöglichkeiten sind.

Leider verbreiten sie sich immer mehr: Sie sind nicht mehr nur in Krankenhäusern und Pflegeheimen zu finden, sondern auch bei vielen anderen Menschen. Die Viren finden sich auf der Haut oder in Wunden von je nach Studie 2 – 20 Prozent der Bevölkerung – aber das bedeutet nicht, dass jeder erkrankt. Gefährlich werden die Viren vor allem für Menschen mit geschwächtem Immunsystem – beispielsweise Patienten in der Pflege.

Auch wenn allein durch Vorbeugung MRSA nicht besiegt werden kann, ist die häufigste Übertragungsmethode auch für diese Erreger: Die Hände von Pflegepersonal. Deswegen sind Händewaschen und Handdesinfektion so enorm wichtig für Pflegekräfte.

Wie man sich das Händewaschen angewöhnt

Eine der wichtigsten Maßnahmen für Pflegekräfte in ambulanten Pflegediensten sind regelmäßige Fortbildungen zur Hygiene und Gefahrensituationen in der Pflege. Hier werden Gewohnheiten trainiert.

Für alle, die sich persönlich erinnern möchten: Gewohnheiten sind leichter zu lernen, wenn sie leicht umzusetzen sind. Halten Sie also alle notwendigen Materialien bereit:

  • Platzieren Sie Desinfektionsmittel gut erreichbar überall, wo Sie sie brauchen könnten.
  • Besorgen Sie Seife, die gut fürs häufige Händewaschen geeignet ist und die Hände nicht zu sehr austrocknet. Viele Drogeriemärkte verkaufen Arztseifen.
  • Wenn Sie keine Einmalhandtücher verwenden möchten, kaufen Sie einen Stapel günstiger kleiner Handtücher, die Sie jeweils einmal benutzen und dann waschen können. Weiße Baumwollhandtücher können besonders gut auch bei hohen Temperaturen häufig gewaschen werden.

Sprechen Sie auch mit der pflegebedürftigen Person darüber, wieso das Händewaschen wichtig ist und dass es dabei nicht um „Ekel“ geht oder die Idee, die Person wäre unsauber, sondern um den Schutz für alle. So erinnern sich schon zwei an die Maßnahme und pflegebedürftige Personen können das Händewaschen „einfordern“.