Stress auf der Arbeit: Wenn der Chef den Nerv raubt

20.12.2017

Stress auf der Arbeit: Wenn der Chef den Nerv raubt

Es gibt eine Menge Konflikte, die sich lösen lassen, indem man die Wut im Bauch nicht gleich rausspuckt, sondern vor dem Sprechen nachdenkt. Auch zwei Parteien, die richtig Streit haben, können dann eine gemeinsame Einigung finden. Dazu gehört, die Perspektive des anderen einzunehmen und natürlich offen zu sprechen. Stress kommt in der Pflege mal vor und auch ein guter Chef oder eine gute Bereichsleitung kann nicht immer alles ausbalancieren – solange das die Ausnahme bleibt, gibt es sicher Gesprächsmöglichkeiten.

Es gibt auch Situationen, in denen man mit Methoden konfrontiert ist, die über das normale Maß an „stressbedingt“ unproduktiver Kommunikation hinausgehen. Chefs und Vorgesetzte verhalten sich dabei manchmal wie Partner in einer ungesunden Beziehung. Dann es ist keine Schande, nach einem Versuch, das Problem konstruktiv zu lösen, auch etwas anderes zu suchen. Gerade bei einer emotional aufgeladenen Arbeit wie Pflege belastet so eine Konstellation sonst zu sehr.

Schlechte Chefs erkennen

Ein Chef, der viel schreit, ist nicht automatisch ein schlechter Chef. In manchen Unternehmen ist der normale Umgangston eher ein kollegiales Anschreien. Der Clou dahinter: Alle bauen gemeinsam Stress ab, indem sie schimpfen, fluchen und laut rumtrompeten. Das kann Belastungen freilassen, die „vor den Kulissen“, also zum Beispiel beim Patienten, kein Ventil finden. Wie erwähnt: Pflege ist oft stressig und wer in der Pflege gesund bleiben will, braucht irgendeinen Ausgleich. Wichtig ist, dass die Schreierei nicht gegeneinander läuft, sondern miteinander: „Was ist das wieder für ein Scheiß Tag?“ ist oft weniger ausfallend als „Was haben Sie da schon wieder für einen Mist gemacht?“

Schlechte Chefs neigen allgemein dazu, schwierige Zeiten an Mitarbeitern auszutoben. Stellen Sie sich einen Partner vor, der an jedem stressigen Tag und bei jeder Kleinigkeit gleich droht, die Beziehung zu beenden. Mit so jemandem bleibt man nicht gern zusammen – und von einem Chef, der immer mit der Kündigung oder weniger Geld droht, wenn es im Unternehmen mal nicht rund läuft, sollte man sich auch trennen. Wenn Ihre Vorgesetzte also den Schichtplan nicht auf die Reihe bekommt, darf sie schimpfen – aber nicht den Pflegekräften Angst mit einer möglichen Kündigung machen, wenn sie sich nicht zu unbezahlten Überstunden bereit erklären.

Ein letztes praktisches Wort ist das sogenannte „Gaslighting“. Kurz gesagt geht es ums Lügen oder eher Leugnen von früheren Ereignissen oder Zusagen. Letzte Woche hieß es noch, die Überstunden könnten Sie diese Woche abbauen, aber heute hat ihr Chef das nie gesagt? Das ist ein schlechtes Zeichen. Richtig übel wird es, wenn Ihr Chef solche Vereinbarungen nicht nur „vergisst“, sondern Sie gleich bezichtigt, sich die Vereinbarung eingebildet zu haben. So ein ständiges Futter für die eigenen Selbstzweifel ist ganz bestimmt nicht gesund und sie können nicht mehr gesund in der Pflege arbeiten.

Und was tun, wenn Sie einen schlechten Chef haben?

Wenn Sie miese Verhaltensmuster bei Ihrem Chef entdecken, brauchen Sie nicht sofort kündigen und einen neuen Job suchen. Sie können es auch erst mal mit einem Hinweis versuchen – erstaunlich viele Chefs sind sich gar nicht bewusst, welche extremen Auswirkungen ihre schädlichen Gewohnheiten haben können. Oder sie kennen keine Alternativen.

Wenn das nichts hilft, sehen Sie sich nach einem anderen Unternehmen um. Bei uns zum Beispiel. Wir sind sicher nicht frei von Fehlern und wir machen auch (gelegentlich) welche. Für uns ist wichtiger, für das Gespräch darüber offen zu bleiben. Deswegen kann jeder nicht nur mit seinem Vorgesetzten oder Kollegen sprechen. Sondern im Zweifel auch ein klärendes Gespräch erbitten, bei dem neutrale Dritte dabei sind.

Wenn Sie also einen Neuanfang in der Pflege starten möchten, sehen Sie sich gerne mal unsere Stellenanzeigen an. Vielleicht sind Sie ja schon bald Teil unseres Teams und wir tun uns gegenseitig gut.