Agile Pflege konkret: Was funktioniert, was nicht?

17.02.2023

Agile Pflege konkret: Was funktioniert, was nicht?

Agiles Pflegen ist wie bereits im Einführungsartikel letztes Jahr dargestellt ein neues Thema das gleichzeitig gar nicht so neu ist. Hallo Kernaspekt ist dass die Arbeit in einem Unternehmen nicht das Arbeiten für eine Chefin oder einem Chef ist, sondern die Zusammenarbeit aller Mitarbeitenden Punkt dazu gehört auch, dass alle mitbestimmen. Über den Zeitplan, über Dienstpläne, über Entscheidungen, über Arbeitsweisen, über neue Patienten,...?

Nicht alle Beispiele aus dem letzten Satz können so tatsächlich in der Pflege umgesetzt werden Punkt ganz praktisch ist das auch nicht die Idee von agilen Perspektiven auf Arbeit. Alle Entscheidungen im Plenum aller Mitarbeitenden zu diskutieren, würde jedes Unternehmen lahmlegen. Wichtiger ist die Idee, grundlegende Entscheidungen (beispielsweise zur Gestaltung von Dienstplänen) gemeinsam zu treffen. Alle konkreten Entscheidungen, die sich daraus ableiten lassen, werden dann anhand der gemeinsam bestimmten Richtlinien getroffen.

Selbstbestimmung in der Pflege

Aus der „klassischen Perspektive der agilen Arbeit“ bieten sich vor allem Pflegeheime oder Wohngruppen als Testbereiche für agiles Arbeiten an. Hier arbeiten Experten und Expertinnen aus unterschiedlichen Bereichen vor Ort zusammen. Klassisch ist ihre Arbeit hierarchisch organisiert. Beispielsweise gibt eine Person vor, wer wann welche Aufgaben erledigt. Oder ein lange etablierter Dienstplan wird jede Woche nur mit neuen Namen gefüllt. Hier können viele Ansatzpunkte von Agilität leicht übertragen werden.

Auch die Perspektive auf Arbeit als Projektarbeit, bei der Teams zusammenarbeiten, bietet sich an Punkt oder sie bietet sich zumindest eher an, als in der individuellen ambulanten Pflege. Dagegen ist die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden in der ambulanten Pflege automatisch schon sehr hoch.

Andererseits muss man realistisch aber auch betrachten, dass die Pflege nach sehr vielen Vorgaben von außen funktioniert. Klassisch arbeiten Pflegekräfte als ausführende Helfer in Gesundheitsbranche und erst seit kurzem gibt es Bestrebungen, ihre Befugnisse zu erweitern.

Selbstbestimmung oder Selbstorganisiertes arbeiten einzuführen, wenn von außen so viele Vorgaben kommen, kann leicht sinnlos oder ironisch wirken. Deswegen muss gerade in der Pflege auch das Konzept des agilen Arbeitens beziehungsweise flexiblen Arbeitens flexibel bleiben.

Qualitätsmaßstäbe gemeinsam festlegen

Agile Pflege würde auch Cortanabedeuten, mehr Selbstorganisation oder selbstorganisiertes Arbeiten einzuführen. Teams legen unter anderem die Maßstäbe für gute Arbeit gemeinsam fest. Das kann im Kleinen dazu beitragen, dass schwammige Begriffe besser definiert werden: beispielsweise ist die Pflege nach Uhr oder sogar nach Stechuhr besonders dazu geeignet, zu Vernachlässigung zu verleiten. Denn gute Pflege bedeutet in diesem Kontext einfach nur schnelle Pflege.

Diskutiert ein Team gemeinsam was für jeden und jede einzelne eigentlich gute Pflege bedeutet, ist das Ergebnis sicher auch, dass in der zur Verfügung stehenden Zeit alle Pflegebedürftigen versorgt werden, aber es können auch andere Ergebnisse aufkommen. Beispielsweise das mindestens eine persönliche Frage gestellt wurde, eine Rückfrage oder ein Rückbezug auf ein früheres Gespräch erfolgt, oder man jeden Monat eine neue Sache über die pflegebedürftige Person lernt, die nicht hauptsächlich mit ihrer Pflegebedürftigkeit zu tun hat.

Zum Umgang mit Konflikten

Angela Pflege bedeutet auch dass man mit Konflikten anders umgeht als bisher. Dazu legen Teams gemeinsam fest, wie man mit diesen Konflikten umgeht. bei uns im Born-Netzwerk bietet die Familienzentrierten Pflege eine wichtige Perspektive auch auf Konflikte.

Dabei geht es meist um Probleme mit Angehörigen oder Pflegebedürftigen. Es gibt aber auch viele andere Reibungspunkte. was in vielen agilen Modellen werden treffen des gesamten Teams genutzt, um Probleme oder Fehler Einzelner anzusprechen. Dabei ist die Idee, dass es um die Verbesserung des Teams geht, und nicht um die Bloßstellung einer einzelnen Person.

Diese Perspektive ist natürlich in einem Unternehmen oder in einem Arbeitsumfeld, das bisher stark von hierarchischen Strukturen geprägt wurde, neu und ungewohnt. Sie ist insbesondere auch unangenehm, wenn jemand lange so gearbeitet hat, das ein Fehler vom Chef direkt bestraft wurde. Autorität und ansehen waren verknüpft mit einer Aura von Unfehlbarkeit.

Fehler zu machen, einzugestehen und dann zu verbessern, gehört aber zu jeder agilen Arbeitsweise dazu. Deswegen müssen Pflegedienste, die agil arbeiten wollen, auch ein gemeinsames Konzept für Fehler und Konflikte entwickeln.

Das muss berücksichtigen, das Pflegebedürftige – in anderen Branchen wären sie der Kunde oder die Kundin – Fehler meist direkt mitbekommen. Oft erwarten sie auch eine alte Herangehensweise an Fehler: also Disziplinarmaßnahmen.

Diese inhärente Öffentlichkeit der Arbeit gibt es so in vielen Branchen für die agiles Arbeiten ursprünglich entwickelt wurde nicht. Erst veröffentlichte Produkte oder Projekte kommen in Kundenkontakt.