Entgegen dem Scheitern der Akademisierung der Pflege?

21.01.2022

Entgegen dem Scheitern der Akademisierung der Pflege?

Kann das Scheitern der Akademisierung in der Pflege noch aufgehalten werden? Aktuell scheint die Situation sich nicht zu verbessern. Die neue Regierung verspricht, sich um eine (bessere) Bezahlung von Praxiseinsätzen durch Studierende einzusetzen. Kann das ausreichend sein?

Offener Brief an die Ampelkoalition

Im vergangenen Jahr hatten unterschiedliche Akteure der Pflege einen offenen Brief an die Ampelkoalition verfasst, in der sie dringend auf Verbesserungen in den Pflegestudiengängen gepocht hatte. Stellvertretend unterzeichneten diesen Brief die Führungskräfte des Deutschen Pflegerats (DPR), der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft, der Bundesdekanekonferenz Pflegewissenschaft, des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe sowie der Pflegekammer Rheinland-Pfalz.

Ihre abschließenden Forderungen:

Folgende Forderungen müssen sofort umgesetzt werden:

1. Sicherung einer Vergütung der Studierenden

2. Finanzierung der Praxisanleitung in den Praxiseinrichtungen

3. Auflegen von Förderprogrammen zum Auf- und Ausbau primärqualifizierender Pflegestudiengänge

4. Auflegen von Förderprogrammen zur Gewinnung Hochschullehrender in den Pflegestudiengängen

Wie die Maßnahmen helfen könnten

Die geforderten Maßnahmen orientieren sich an konkreten Problemstellen der Akademisierung des Pflegeberufs: Studierende werden – im Gegensatz zu Studierenden beispielsweise in Hebammen-Studiengängen oder Auszubildenden in der Pflege – nicht bezahlt, sondern finanzieren sich ihr Studium selbst. Gleichzeitig sind 2300 Stunden Praxis-Zeit in den gesetzlichen Vorgaben vorgesehen, die von den Studierenden unvergütet abgeleistet werden müssen. Das ist insbesondere eklatant, weil viele von ihnen vorher eine Ausbildung abgeschlossen haben.

Auf der anderen Seite müssen die Praxis-phasen von Einrichtungen wie Pflegediensten oder Krankenhäusern organisiert werden, die dadurch zwar manchmal wichtige Hilfskräfte gewinnen, oft aber auch einfach viel Aufwand investieren müssen. Eine Gegenfinanzierung würde die Qualität verbessern und das Angebot sicher stellen.

Die Förderprogramme für Pflegestudiengänge und die Gewinnung von Hochschullehrenden in den Pflegestudiengängen deutet auf ein riesiges Problem der Studiengänge hin: Sie finanzieren sich schlecht und es gibt zu wenig Interessierte – die Studiengänge sind nur etwa zur Hälfte ausgelastet.

Wieso Akademisierung?

Die Akademisierung der Pflege soll helfen, die Pflege als Berufsfeld attraktiver zu machen und auch die Qualität der Leistungen zu verbessern. Wer einfach „Management“ studiert hat, kann beispielsweise natürlich in verschiedenen Bereichen managen – praktischer wäre aber jemand, der sich auf die Pflege spezialisiert hat und hier nicht nur eine Meinung, sondern Fachkenntnis einbringen kann.

Pflegestudiengänge bedeuten auch Forschung in der und für die Pflege, und zwar von persönlich interessierten Professoren und Professorinnen, die nicht nur aus einem anderen Fachbereich (Wirtschaft, Medizin, Sozialwissenschaften, …) „vorbeischauen“.

Pflegestudiengänge bedeuten für die Studierenden eine Aufwertung ihrer Leistung. Dass diese nötig ist, weil die Ausbildung in Deutschland gegenüber einem Studium scheinbar an Anerkennung und Wert verliert, ist leider nicht mehr zu diskutieren oder aufzuhalten. Wenn der Weg für mehr Anerkennung der Pflege also über ein Studium führt, dann muss auch dieser gegangen werden.