Hilft Corona der Pflege?

09.04.2021

Hilft Corona der Pflege?

Am Ende läuft in der Debatte um die Pflege sehr viel aufs Geld hinaus. Auch das ist demoralisierend, weil es sich zwischendurch oberflächlich anfühlt, bei all den Problemen in der Pflege ausgerechnet übers Geld zu diskutieren. Aber Geld ist nun mal Mittel zum Zweck und würde viele, viele Probleme lösen.

Also scheint es eine Lösung, über eine bessere Bezahlung in der Pflege zu sprechen. Ob jetzt ein Einstiegsgehalt von 4000 Euro oder einfach mehr Geld für mehr Stellen oder mehr Zeit für jeden Pateinten oder …

Ist also Corona eine gute Sache für die Pflege, weil deutlich wird, wie schlecht es wirklich läuft? Weil endlich jeder darüber redet, dass Pflege mehr Anerkennung verdient? Weil es Aufmerksamkeit gibt für all die, die überlegen, aus der Pflege auszusteigen? Leider nein.

Corona tötet Pflegekräfte

Drastisch, aber notwendig zu bedenken: Pflegekräfte sind weltweit besonders häufig diejenigen, die an oder mit Corona sterben. Logisch, denn sie stecken sich besonders oft an, und sie sind absolut unverzichtbar "draußen".

Pflegekräfte arbeiten ständig und selbstverständlich mit kranken Personen. Sie begegnen Viren und ihr Alltag ist zu oft von Stress geprägt – Stress, der direkt krank macht oder einfach zunächst empfänglicher für Krankheiten, weil das Immunsystem leidet.

Corona erhöht den Stress und die Bedrohung gleichzeitig.

Wer Corona zum Verständnis brauchte, war vorher blind?!

Die Idee hinter der Behauptung, Corona könnte „gut“ für die Pflege sein, ist oft, dass die dramatischen Zustände aktuell endlich deutlich genug zeigen, wie schlecht es um die Pflege steht.

Tatsächlich muss man aber traurig-erschüttert nach Jahren der Bemühungen auch feststellen: Es gibt Leute, die das nicht verstehen. Wenn jemand nicht verstanden hat, wie überlastend Pflege ist, weil das ganze System seit Jahren schreit, wird eine Krise diese Sorte Person nicht umstimmen.

Stattdessen können wir heute schon diejenigen absehen, die in der Zukunft „nach Corona“ oder zumindest nach der aktuellen Krise argumentieren werden, dass die Pflege so wie sie ist doch sogar Corona überstanden hat – da sollte der Normalbetrieb kein Problem sein.

Es gäbe Möglichkeiten

Die Personen, die aktuell mit „es ist kein Geld da“ argumentieren, haben eine Ideologie geschluckt, in der das viele Geld, die vielen Ressourcen, die vielen Möglichkeiten, die Deutschland hat, nicht „da sind“. Stattdessen müssten sie begreifen oder eingestehen, dass sie zwar nicht hier, nicht in der Pflege sind, aber durchaus vorhanden. Sie werden nur nicht für die Pflege eingesetzt, sondern auf andere Bereiche verwendet.

Die Argumentation gegen mehr Geld für die Pflege war immer schon, seit Jahrzehnten, eine Art Jenga-Spiel: Jeder kann sehen, dass die Stabilität immer weiter bröckelt, aber hofft einfach, dass erst die nächste Person den Zusammenbruch erleben wird.

Den „Stresstest Corona“ zu überstehen wird der Pflege, wie sie von allen Pflegenden getragen wird, nicht zu Gute kommen.