Männer in der Pflege – Männer in die Pflege?

19.11.2021

Männer in der Pflege – Männer in die Pflege?

Die Geschlechterverteilung in der Pflege ist alles andere als ausgeglichen. Die konkreten Zahlen schwanken, aber die meisten Statistiken liegen bei etwa 80 % Frauenquote.

Wie wird über Männer in der Pflege berichtet?

Berichte über das Ungleichgewicht fallen unterschiedlich aus und entwickeln sich seit einigen Jahren. Vor ca. 12 Jahren berichtete die care-Zeitschrift aus dem Thiemeverlag noch über einen Mann als „Exoten“ und betonte die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der Pflege. Dazu gehört auch die Beschreibung von unterschiedlichen Aufgaben, die Männer und Frauen übernähmen – weil sie eben unterschiedlich sind.

Heute sehen Artikel etwas anders aus: Die Beobachtung, dass Männer und Frauen unterschiedliche Aufgaben übernehmen (Männer finden sich häufiger in allen „technischen“ Nischen der Pflege und steigen leichter die Karriereleiter auf) soll weiter erklärt werden. Es reicht nicht mehr so zu tun, als würde „Männlichkeit“ Männer dazu qualifizieren, die besser bezahlten oder angeseheneren Jobs zu übernehmen, sondern zeigt, dass ihnen diese besseren Jobs immer noch aufgrund von gesellschaftlichen Privilegien für Männer einfacher offenstehen. Damit würden Männer sich in der Pflege einfach in ein schlecht bezahltes Tätigkeitsfeld bewegen, das ihnen die gleichen Vorteile bietet wie andere Bereiche.

Langsam aber sicher stellen sich mehr Berichte direkt die Frage, welche Vorteile Pflege ganz konkret Männern bieten könnte.

Was bietet die Pflege Männern – als Menschen?

Die neue Frage könnte lauten, was Pflege insgesamt den Menschen bietet, die darin arbeiten. Wenn der Berufszeig attraktiver wird, dann wird er das auch automatisch für Männer. Denn die klassische „Frauenquote“ in der Pflege stammt nicht nur aus der magischen Anziehungskraft von Fürsorge-Tätigkeiten für Frauen, sondern ist historisch aus der Alternativlosigkeit dieser Tätigkeiten entstanden.

Wie wir letzten Monat im Blog kurz angedeutet haben, war Pflege vor etwa 100 Jahren schlicht eine der wenigen Möglichkeiten für Frauen, überhaupt Geld zu verdienen – während ihren männlichen Counterparts tausende Karrieremöglichkeiten offenstanden.

Heute entscheiden sich immer noch mehr junge Frauen als Männer für eine Ausbildung in der Pflege (die „Quote“ der Männer steigt in vielen Bereichen auf 25 %). Warum nicht mehr? Warum sind es nicht mehr junge Frauen?

Pflege muss zum attraktiven Job werden – für alle

Pflege ist kein inhärent weiblicher oder männlicher Job. Die Tätigkeit der Amme – vor langer Zeit – war vermutlich die letzten pflegerische, für die spezifisch ein weiblicher Körper nötig war. Das „Mindset“ für Pflege besteht nicht aus männlichen oder weiblichen Gedankenweisen, sondern aus der Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, wo es wirklich zählt, mit einem Team arbeiten zu können und anderen Menschen ehrlich begegnen zu können.

Auch wenn Männern traditionell einige dieser Fähigkeiten seltener zugeschrieben wurden, sind sie im Kern schlicht menschlich. Und wer im Job Mensch sein kann, leistet gute Arbeit.

Deswegen fokussieren wir uns im Born Gesundheitsnetzwerk nicht darauf, Männer oder Frauen für die Pflege anzuwerben. Sondern, gemeinsam tolle Arbeit zu (er)schaffen – wie das funktioniert, berichtet zum Beispiel unser Kollege aus der Intensivpflege im Youtube-Video.