Pflege-WGs als Lösung des Pflegekrise

23.06.2023

Pflege-WGs als Lösung des Pflegekrise

Die Pflege ist ein dauerndes Problemthema. Es fehlt Geld, es fehlen Möglichkeiten, es fehlt Personal. Die wirtschaftlich „effiziente“ Lösung ist das Zusammenfassen von Pflegebedürftigen in Heimen, sodass weniger Personal mehr Menschen versorgen kann. Eine Alternative wäre die Pflege ausschließlich durch Angehörige zu Hause – aber auch hier entstehen große Nachteile für die Gesellschaft und die Einzelnen.

Eine bisher nur für die Intensivpflege oft praktizierte Lösung wird jetzt auch in der ambulanten Pflege verbreiteter: Pflege-WGs.

Pflege-WGs für Intensivpflege und Demenzkranke

Es gibt schon eine ganze Reihe Pflege-WGs in Deutschland. In der Intensivpflege mieten Menschen, die Intensivpflege benötigen, Zimmer in einer Wohnung und schließen sich so zusammen. Wie in unserem Wohnkonzept beauftragen sie getrennt von der Miete einen Pflegedienst, der die spezialisierte Betreuung übernimmt.

Auch Wohngemeinschaften oder ähnliche Konzepte für Demenzkranke sind bekannt. Hier gibt es oft auch das Konzept, das Wohnungsanbieter kleine Wohnungen oder Apartments vermieten und gleichzeitig eine Betreuungsvereinbarung mit einem Pflegedienst schließen. Die Pflege beauftragten auch hier die Bewohner*innen einzeln, aber sie profitieren von speziell eingerichteten Wohnungen und organisierter Pflege.

Pflege-WGs als Alternative zur ambulanten Pflege und zu Pflegeheimen

Mittlerweile entwickeln sich auch WGs, in denen die Mitglieder „nur“ ambulante Pflege benötigen. Sie mieten Zimmer oder Miniapartments und ein Pflegedienst versorgt alle Bewohner*innen. Organisatorisch bringt so eine WG die Vorteile eines Pflegeheims: es gibt keine „Wegezeit“ zwischen den Patient*innen und idealerweise kann die Versorgung auch mal etwas flexibler sein.

Dazu leben die Mitglieder der WGs weiterhin selbstständig und im Kontakt mit anderen. Die Zusammenschlüsse leben oft auch davon, dass sich ihre Angehörigen mit einbringen wollen – nur eben keine Vollversorgung schaffen.

Weil kein Pflegeheimbetreiber neben der Miete an einem „Vollservice“ verdient, sind die Plätze wesentlich bezahlbarer für die Bewohner*innen und bieten eine persönliche Alternative.

Als Alternativlösung bisher unberücksichtigt

Das Problem? Die Pflege-WGs könnten Pflegeheime entlasten und eine „Mittellösung“ für Pflegebedürftige schaffen, deren Angehörige sich zwar einbringen wollen und können, aber beispielsweise kein Zusammenleben organisieren können oder wollen. Sie bieten eine finanzierbare Alternative zu teuren privaten Heimen – aber nur, wenn die Pflegereform sie auch berücksichtigt.

Obwohl die Pflege so dringend alternative und neue Lösungen benötigt, werden die Lösungsansätze nicht direkt unterstützt. Pflege-WGs sind keine Pflegeheime und keine klassische ambulante Pflege – sie profitieren nur halb von Fördermaßnahmen einer der beiden Kategorien.

Genau wie in der Intensivpflege scheinen sich Finanzierungsstellen und Gesetzgeber bei der Perspektive auf WGs in der Alten- und Krankenpflege auf die „schwarzen Schafe“ zu konzentrieren. Der Fokus liegt darauf, das Ausnutzen des Systems zu verhindern, statt ein System zu schaffen, das vielfältige Ideen fördern könnte.

Das liegt natürlich auch in einem Selbsterhaltungstrieb der Politik begründet: die Skandale um einzelne schlechte Beispiele schlagen wesentlich höhere Wellen als das bisschen Selbstdarstellung, das positive Vorbilder schaffen können. So traurig es ist: die Lösungen für die Pflege scheitern aktuell teilweise einfach nur am Marketing. Der Aufruf: macht Schlagzeilen mit eurer guten Pflege!