Pflege zwischen Finanzierungsproblemen und dicken Profiten

17.12.2021

Pflege zwischen Finanzierungsproblemen und dicken Profiten

Wie steht es um die Finanzierung der Pflege? Eine Frage, die wir alle uns immer wieder stellen müssen. Immerhin steuern wir seit Jahren gefühlt immer weiter auf eine Katastrophe zu, die sich ebenso gefühlt auch mit Geld beheben ließe. Die Unattraktivität des Pflegeberufs für viele Menschen liegt nicht zuletzt in der oft schlechten Bezahlung gemessen an der Art der Arbeit.

Trotzdem rückt gerade wieder die Kehrseite des Bildes in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit: Mit pflegebedürftigen Menschen wird richtig Geld verdient – vor allem von privaten Pflegeheimbetreibern und Investoren, die den „Sektor Pflege“ als Investitions- und Spekulationsspielwiese entdeckt haben.

Privates Geld in der Pflege

Pflege ist zwar eine öffentliche Aufgabe, die über die Kranken- und Pflegekassen finanziert und vom Gesundheitsminister kommentiert wird, aber andererseits keine, die von der öffentlichen Hand durchfinanziert wird. Hauptsächlich leisten private Unternehmen Pflege – von den Pflegediensten bis hin zu großen Pflegeheimen, Altenheimen oder Wohnungsangeboten für Senioren.

Viele dieser „privaten“ Anbieter sind Wohlfahrtsverbände (ca. 40 %) – hier unterstellt man zumindest intuitiv weniger Gewinnabsicht. Aber was ist mit den privaten Privaten, den Investoren und Geldmachern? Die Intuition sagt anderes, aber der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer, widerspricht natürlich. Es sollte nicht zwischen privaten und öffentlichen, sondern guten und schlechten Pflegeheimen unterschieden werden.

Herr Spahn … kommentierte?

Vom ehemaligen Gesundheitsminister Spahn gibt es auch zu diesem Thema spannende Kommentare, die ihn irgendwo mittig nicht wirklich positionieren. Besonders beispielhaft sind dafür seine Äußerungen 2018 in einem Artikel für das Handelsblatt: zweistellige Renditeerwartungen seien nicht mit dem Sinn der Pflege vereinbar – aber den Sozialismus würde man sicherlich auch nicht einführen in der Pflege.

Aha. Tatsächlich fehlen aktuelle und umfassende Studien zu der Frage, wie die Trägerschaft mit der Qualität der Pflege zusammenhängt. Bis dahin darf man sich mit gesundem Menschenverstand fragen, wieso die Renditeerwartung bei der Investition in Pflegeimmobilien schon nach wenigen Jahren im zweistelligen Bereich liegt, wenn in anderen Bereichen der Immobilienmarkt so hart umkämpft wird, dass es üblich ist, erst nach 15-25 Jahren mit Profiten zu rechnen?

Mit Pflege-Immobilien das Pflege-Gehalt aufstocken?

Was bleibt also für alle, die in der Pflege tätig sind? Aktuell könnten sie zynisch sein und einfach in einen der Pflege-Fonds oder Immobilien-Pakte investieren, die Pflegeimmobilien hochziehen und zu fiesen Preisen vermieten. Da wäre dann eine Rendite drin, die vielleicht sogar die Inflation auffängt.

Natürlich würden sie dabei mitmachen beim System, das allen schadet. Aber wer sonst hat es sich so verdient?

Es bleibt zu hoffen, dass das große Umdenken kommt – groß, weil es für alle passiert, oder groß, weil es notfalls „von oben herab“ kommt. Dabei kann die Bundesregierung sich übrigens auch entscheiden, ganz marktkonform mitzumischen und einfach selbst Pflegeimmobilien aufzubauen. Die Investition in zukunftsträchtige Branchen sollte im Sinne der Finanzwirtschaftler sein – und die Reduzierung der Gewinne auf ein verträgliches Maß ermöglicht sogar das Überholen am Markt.