Warum ist Pflegeberatung Pflicht?

27.10.2023

Warum ist Pflegeberatung Pflicht?

Pflegeberatung in Anspruch zu nehmen ist in einigen Fällen Pflicht: genauer, wenn jemand zuhause und ohne Unterstützung eines Pflegediensts gepflegt wird. Dann ist, je nach Pflegegrad, eine Pflegeberatung alles halbe Jahr (bei Pflegegrad 2 und 3) oder sogar in jedem Quartal (für Pflegegrad 4 und 5) Pflicht. Alle anderen haben übrigens auch wenn ein Pflegedienst vorbeikommt Anspruch auf Pflegeberatung!

Viele Leute fragen sich, wieso Pflegeberatung für sie Pflicht ist. Entweder, weil der allererste Termin ansteht und sie Angst haben, eine „Prüfung“ bestehen zu müssen. Oder umgekehrt, weil sie schon seit Jahren routiniert zuhause pflegen – was soll die Kontrolle?

Es gibt ein paar gute Gründe für die Pflegeberatung – und wieso man sich darüber keine Sorgen machen sollte.

Der offensichtliche Grund: Kontrolle und Schutz

Der erste Grund, wieso die Pflegeberatung eingeführt wurde, liegt auf der Hand. Wer zuhause ohne Berührungspunkte zu einem professionellen Pflegedienst gepflegt wird, kann schnell schutzlos sein. Es soll mit Fachwissen und offiziell geprüft werden, ob alle pflegebedürftigen Menschen die Pflege bekommen, die sie brauchen.

Bei Kontrollmaßnahmen denkt man dabei schnell an den Worst Case: was, wenn jemand von Angehörigen gar nicht (oder nicht ausreichend gut) gepflegt wird und, weil es keinen Kontakt nach außen gibt, auch nicht um Hilfe bitten kann? Was, wenn Angehörige das sogar böswillig machen, um das Pflegegeld ohne Leistung einzustreichen?

So ein Worst Case ist natürlich auch ein extrem seltener Fall. Es ist also definitiv nicht das, was Berater*innen von einem Termin erwarten.

Im Alltag der Pflegeberatung sind die beiden anderen Gründe viel wichtiger.

Der offizielle und wichtige Grund: Informationen

Ganz offiziell informiert die Pflegeberatung über Möglichkeiten, Pflichten, Risiken und vieles mehr rund um die Pflege. Beispielsweise wenn es neue Finanzierungsmöglichkeiten gibt oder idealerweise auch über neue Angebote in der Umgebung.

Dabei geht es um die pflegebedürftigen Personen und diejenigen, die sie pflegen. Für die pflegebedürftige Person ist wichtig, dass alle Versorgungsschritte abgehakt werden. Und dass zum Beispiel jemand dabei hilft, einen passenden Physiotherapeuten in der Umgebung zu finden.

Für die pflegenden Personen, oft Angehörige, geht es darum zu prüfen, ob die Pflege auch für sie gut machbar ist und ob es vielleicht Möglichkeiten zur Erleichterung gibt. Das kann ganz praktisch ein anderer Handgriff zur Unterstützung beim Aufstehen sein. Oder es gibt eine neu gegründete Angehörigengruppe in der Nähe, bei der man sich mit anderen pflegenden Personen austauschen kann.

Pflegeberater*innen sollten zudem auch Hilfsmittel und Tricks kennen: wie geht die Tabletteneinteilung für die Woche schnell und sicher? Gibt es ein digitales Angebot, das bei der Dokumentation helfen kann? Welcher Arzt ist der richtige Ansprechpartner für eine Frage?

Der praktische Grund: Pflegeberatung kann Geld sparen

Wie schon im letzten Abschnitt angesprochen, sind Pflegeberater*innen vor allem ein Fundus an Informationen. Sie sind auf dem aktuellen Stand was Hilfsmittel und finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten betrifft.

Sie können dazu beraten, wie man den Urlaub einer pflegenden Person organisiert – und wie man die Pflege in der Zwischenzeit finanziert und trotzdem weiter Pflegegeld bekommt.

Eine typische Situation ist tatsächlich auch, dass bei der Pflegeberatung die Beauftragung eines Pflegediensts besprochen wird. Das kostet auf den ersten Blick Geld (weil das Pflegegeld kleiner ausfällt, wenn ein Anteil für Pflegeleistungen von außen eingesetzt werden). Wenn die Unterstützung aber punktuell sinnvoll ist, kann sich die Entscheidung trotzdem auch finanziell lohnen – zum Beispiel weil Anfahrtswege für Kleinigkeiten entfallen oder weil jemand durch ein wenig Unterstützung doch eine Halbtagsstelle annehmen kann. Oder weil jemand, der nicht mehr voll alleine pflegt, mehr Zeit in die Kinderbetreuung stecken kann, die nicht mehr extern bezahlt werden muss.

Es gibt viele Möglichkeiten und in der Pflegeberatung können sie angesprochen und überprüft werden.

Wenn Sie aktuell Pflegeberatung in Anspruch nehmen müssen oder möchten, kontaktieren Sie uns gerne für einen Termin.