Warum Urlaub für pflegende Angehörige so wichtig ist

14.07.2023

Warum Urlaub für pflegende Angehörige so wichtig ist

Auf den ersten Blick total logisch: jeder braucht mal Pause vom Alltag und ein paar Wochen Urlaub vom Job, von Deadlines und Verpflichtungen tut richtig gut. Aber trotzdem vergessen viele Menschen, dieses einfache Prinzip für sich zu erfüllen, wenn sie einen anderen Menschen pflegen. Egal, ob Sie für ein Kind, einen Freund oder eine Partnerin „verantwortlich“ sind – das Wort schließt nicht ein, dass Sie an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden erreichbar sein müssen, um verantwortungsbewusst zu handeln.

Im Gegenteil: wer pflegt, arbeitet hart. Und Urlaub von der körperlichen Anstrengung und der psychischen Belastung sollte selbstverständlich dazu gehören.

Stress ohne Pause macht krank

Wer keine Pausen macht, wird krank. Ganz eindrucksvoll tippt ein Charakter, der am Ende ganz gefährlich durchdreht, das in Steven Kings Horrorerzählung immer wieder in seine Schreibmaschine: „Nur Arbeit und kein Spielen macht Jack zu einem langweiligen Jungen.“

Dauerhafter Stress hat viele langfristige Auswirkungen – auf das Herz-Kreislauf-System, die Verdauung, selbst den Bewegungsapparat. Was man kurzfristig oft als erstes merkt, sind Verspannungen oder das geschwächte Immunsystem:

Für manche sind die Pausen durch Krankheiten die einzigen Pausen, die sie haben. Das ist traurig – und natürlich nicht gut für Pflegende oder Gepflegte.

Urlaub planen

Natürlich ist es nicht einfach, Urlaub zu planen, wenn sich der Alltag – 7 Tage die Woche und ohne Feiertage – um die Pflege einer Person dreht. Das ist kein „Job“ in dem die Arbeit einfach mal ein paar Tage ausfallen oder liegen bleiben kann.

Vorab: spontane Pausen oder Urlaube sind auch für Pflegende drin! Die Verhinderungspflege kann einspringen, wenn sich für Sie eine Gelegenheit ergibt.

Aber einfacher ist für die meisten pflegenden Angehörigen, einen Urlaub im Voraus gut zu planen – dann ist alles geklärt und der Kopf beruhigt.

Mit Vorausplanung ist es auch leichter, eine Vertretung zu finden – für die Pflege zuhause oder durch einen Platz in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung.

Urlaub vorab besprechen

Eine Pause für pflegende Angehörige ist natürlich auch eine Veränderung für die gepflegte Person. Wenn Sie den Urlaub schon früh immer wieder erwähnen können, gibt es Zeit, sich darauf vorzubereiten. Besprechen sie, dass die Versorgung auf jeden Fall geklärt ist.

Und treffen Sie für sich eine klare Entscheidung: wollen Sie im Urlaub „immer“ erreichbar sein oder auch davon eine Pause machen? In echten Notfällen oder Situationen, die Sie konkret absprechen können, können Sie ja beispielsweise für die Pflegekräfte im Heim immer noch unter einer Notfallnummer erreichbar sein.

Dieser Teil ist für viele pflegende Angehörige die größte Herausforderung. Denn auch oder gerade, wenn man mit der gepflegten Person nicht zusammenlebt, gewöhnt man sich leicht eine ständige Verfügbarkeit/Erreichbarkeit an – aber auch eine ständige Angst vor dem nächsten Anruf.

Den Urlaub genießen (lernen)

Wer zum ersten Mal seit langem eine längere Pause einbaut, ist manchmal erst davon überrascht, wie groß der Effekt von einer Pause ist. Nach ein paar Tagen Urlaub kommt so richtig an, dass jetzt Pause ist – und Körper und Seele reagieren ganz unterschiedlich.

Sehr gut, wenn Sie merken, dass Sie endlich entspannen und ausruhen. Oder einfach nur Zeit für die Aktivitäten haben, die ganz Ihre sind.

Aber es ist auch absolut nicht ungewöhnlich, wenn nach ein paar Tagen Ruhe plötzlich alles auf einen einstürzt. Ein Stressabfall von 100 (oder 120) auf 0 ist manchmal für den Körper die beste Gelegenheit, endlich all die Belastungen zu verarbeiten und zusammenzubrechen. Nehmen Sie sich das selbst nie übel! Es ist wichtig zu verstehen, dass Sie „ausgerechnet jetzt“ krank werden, weil sie so lange nicht genug Zeit und Energie für diese normalen Dinge hatten.

Beides sind gute Zeichen dafür, dass der Urlaub „funktioniert“ – und notwendig war!