Zu wenig Platz in Heimen: Wegen Pflegestufe 3 nicht mehr aus dem Krankenhaus?

28.07.2023

Zu wenig Platz in Heimen: Wegen Pflegestufe 3 nicht mehr aus dem Krankenhaus?

Der Platz in den Pflegeheimen wird eng – so wird es von den Pflegeheimen selbst berichtet und von Expert*innen für das Thema aus der Pflege und Wissenschaft.

Die Tagesschau berichtete kürzlich über das Thema Triage in der Pflege mit besonderem Fokus auf Rheinland-Pfalz. Viele erinnern sich an das Wort noch aus der Corona-Pandemie. Damals wurde viel darüber gesprochen wie in Krankenhäusern beispielsweise entschieden werden kann, welche Patienten ein Beatmungsgerät bekommen, wenn zu wenig zur Verfügung stehen.

In der Pflege lautet die Triagefrage für viele Heime gerade: welche Patient*innen nehmen wir aus Krankenhäusern im Umkreis auf, wenn es chronisch zu wenig Plätze gibt?

Vom Übergang aus dem Krankenhaus ins Pflegeheim

Der Übergang aus dem Krankenhaus ins Pflegeheim ist eigentlich geregelt: Patient*innen, die gesund genug sind, entlassen zu werden, aber nach der Krankheit auf (mehr) Pflege angewiesen sind, werden von Casemanagern vermittelt. Sie organisieren einen Platz in einem Heim oder unterstützen bei der Pflege zuhause. Das gilt für alle Pflegegrade – auch für intensivpflegebedürftige Patient*innen, die beispielsweise beatmet werden müssen.

Die Organisation von ambulanter Pflege, Pflege im eigenen Zuhause, gestaltet sich oft schon schwierig, denn in vielen Gebieten haben Pflegedienste kaum freie Kapazitäten. In der Intensivpflege dauert es natürlich auch eine Weile, bis die Pflege Zuhause möglich ist und ein Team bereit stehen kann.

Wer nicht mehr nach Hause kann oder will, braucht einen Platz im Pflegeheim. Und die stehen vor dem gleichen Problem des Personalmangels: auch wenn Zimmer oder Betten frei wären, können viele Pflegeheime aktuell keine Patient*innen aufnehmen, weil sie die nicht versorgen könnten.

Feststecken im Krankenhausbett

Wer keinen Pflegeplatz im Heim oder Pflege zuhause organisiert bekommt, kann von den Krankenhäusern natürlich nicht einfach „rausgeschmissen“ werden. Diese Patient*innen, die zwar grundpflegerisch und vielleicht teilweise medizinisch versorgt werden müssen, aber sicher nicht ins Krankenhaus gehören, bleiben dann im Krankenhaus – im Zweifel für mehrere Wochen.

Einen Platz zu finden oder Pflege zu organisieren ist umso schwieriger, je mehr Pflegearbeit nötig ist. Eine Patientin, die „nur“ Pflegegrad 2 hat und im Allgemeinen Ihren Alltag selbst gestaltet, wird lieber genommen als eine Patientin mit Demenz, die im Zweifel mehr Arbeit macht.

Das ist keine Faulheit der Pflegeheime oder Pflegedienste, sondern eine Frage der Kapazität.

Aber natürlich endet auch hier die Kapazität der Krankenhäuser irgendwann. Patient*innen, die noch irgendwie zurechtkommen, werden dann auf gut Glück nach Hause entlassen.

Auch die sind nicht einfach herzlos oder faul – wenn keine Betten frei sind, müssen Notaufnahmen geschlossen und andere Patient*innen abgelehnt werden.

„Das Gefühl von Triage“

Der Sozial-Minister von Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer von der SPD, sieht laut Bericht der Tagesschau die Situation „noch“ nicht als eine Triage. Auch der Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste, Bernd Meurer, spricht nur davon, dass er verstehen kann „dass man hier auch das Gefühl hat, es gibt eine Triage“.

Wie die beiden eine tatsächliche Triage-Situation in der Pflege im Kontrast zur jetzigen beschreiben würden, bleibt dabei offen.

„Alternative“ Pflege stärken

Das (wirtschaftliche) Konzept, alle Patient*innen in Heime zu bringen, funktioniert nicht, wenn in den Heimen auch Personalmangel herrscht.

Aktuelle Pflegeentwürfe werden dem Bedarf nicht mehr gerecht. Alternativen zur Heimpflege wie die ambulante Intensivpflege, die Intensivpflege in WGs oder auch die allgemeine Lösung der Pflege-WGs müssen stärker berücksichtigt werden als bisher.