Checkliste: So bereiten Sie sich auf den Besuch vom medizinischen Dienst vor

28.08.2020

Checkliste: So bereiten Sie sich auf den Besuch vom medizinischen Dienst vor

Wenn Sie einen Pflegegrad beantragen, kommt der medizinische Dienst zu einer Begutachtung vor Ort zu Besuch. Dabei werden verschiedene Fähigkeiten und Bedürfnisse der pflegebedürftigen Person überprüft.

Bereiten Sie sich unbedingt auf das Gespräch vor, damit kein falscher Pflegegrad festgestellt wird!

1 – Wer beim Gespräch dabei sein sollte

Beim Gespräch mit dem Pflegedienst sollte die pflegebedürftige Person auf keinen Fall allein mit dem Besuch sein. Der Gutachter oder die Gutachterin sollte mindestens eine der Personen sehen, die die Pflege übernehmen.

Am besten ist auch jemand von einem Pflegedienst dabei, der die Probleme eines Patienten oder einer Patientin in die richtigen Worte fassen kann. Viele Menschen kommen nicht auf die Idee, bestimmte alltägliche Unterstützungen als solche zu formulieren.

Unsicher? Wir beraten Sie gern auch bevor Sie zum ersten Mal Pflegeleistungen in Anspruch nehmen: Kontaktieren Sie uns!

2 – Unterlagen, die Sie vorbereiten sollten

Wenn Sie bestimmte Unterlagen direkt parat haben, erleichtert das das Gespräch:

· Atteste von Ärzten und Schwerbehindertenausweis, wenn vorhanden

· Berichte von Ärzten

· Entlassungsberichte aus dem Krankenhaus oder von einer Reha-Einrichtung

· Medikamentenplan (bzw. eine Tabelle, welche Medikamente wann nötig sind)

· Eine Liste von nötigen Hilfsmitteln (wie Brille, Hörgerät, Gehhilfen, …) und auch diese Hilfsmittel

· Notizen zur Pflege: Wenn Sie selbst pflegen, führen Sie am besten über mehrere Wochen alles auf, was Sie erledigen. Ein Pflegedienst fügt auch eine professionelle Pflegedokumentation bei

3 – Vorbereitung der pflegebedürftigen Person

Die pflegebedürftige Person sollte – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – vorab über den Besuch des medizinischen Diensts informiert werden. Je nachdem, wie Ihre Situation aussieht, denken Sie bei der Vorbereitung an Folgendes:

· Verzichten Sie darauf, die Person besonders zu stylen oder besonders zu kleiden: Das Bild soll dem eines typischen Tages entsprechen.

· Verzichten Sie darauf, die Wohnung oder das Haus besonders zu putzen oder aufzuräumen. Auch hier gilt: Der übliche Zustand ist relevant und zeigt vielleicht die Überforderung an einzelnen Stellen.

· Besprechen Sie mit der pflegebedürftigen Person, dass es im Gespräch um ihre Schwächen gehen wird. Sie soll nicht vorgeführt oder gedemütigt werden, aber es ist wichtig, dass alle Probleme erwähnt werden.

· Fragen Sie in einer ruhigen Minute, welche Probleme oder hilflosen Momente für die Person selbst besonders belastend sind. Welche Unterstützung würde sie sich wünschen? Was fehlt dafür?

· Gehen Sie eventuell gemeinsam die Kategorien für den Pflegegrad (siehe unten) durch.

· Beruhigen Sie die Person, wenn Sie Angst hat, im Test „zu schlecht“ zu sein oder ähnliches.

4 – Bereiten Sie sich auf die Themenfelder vor

Der medizinische Dienst stellt immer Fragen zu den gleichen, festen Bereichen. Aus den Antworten und der Einschätzung wird der Pflegegrad berechnet. In unseren Artikeln finden Sie jeweils alle Kriterien zu den Bereichen, über die Sie schon mal nachdenken können:

· Modul 1: Mobilität

· Modul 2: Kognitive und Kommunikative Fähigkeiten

· Modul 3: Verhaltensweisen und psychische Problemlagen

· Modul 4: Selbstversorgung

· Modul 5: Bewältigung von und selbständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen

· Modul 6: Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte

Außerdem wird das Gespräch noch auf zwei weitere Bereiche kommen. Die fließen zwar nicht direkt in die „Punktzahlen“ für den Pflegegrad ein, vervollständigen aber das Bild für den Gutachter oder die Gutachterin: Es geht einmal um die Selbstständigkeit bei der Haushaltsführung und andererseits die aktive Teilnahme an außerhäuslichen Aktivitäten.

5 – Bereiten Sie sich selbst vor

Denken Sie daran, dass auch Sie Teil des Bildes sind. Dabei geht es bei der Begutachtung für Sie darum, viele gewohnte Dinge nicht zu tun. Wenn Sie ständig eingreifen, damit die pflegebedürftige Person keine Handlungen durchführen muss, mit der sie Schwierigkeiten hat, wirkt das vielleicht übertrieben. Der medizinische Dienst muss selbst sehen, dass etwas nicht geht – auch wenn das mal unangenehm ist oder vielleicht sogar ein Wutanfall passiert. Das gehört zum Bild der Gesamtsituation.

Sie haben das Recht auf ein Vier-Augen-Gespräch. Hier können Sie alles erzählen, was Sie nicht vor dem Patienten oder der Patientin ansprechen möchten. Wenn Sie in solchen Situationen nervös werden, machen Sie sich ruhig vorab Notizen, was Sie auf jeden Fall erwähnen möchten. Schämen Sie sich nicht, wenn Sie stottern, etwas vergessen oder anfangen zu weinen. Es ist völlig normal, dass es manchmal schwierig ist, über Schwächen und Probleme zu reden. Dabei das Gefühl haben „bewertet“ zu werden, macht es nicht leichter.

Bereiten Sie unangenehme Themen vor, die Sie vielleicht ansprechen müssen. Inkontinenz, Gewaltausbrüche oder der Verlust von Erinnerungen sind sicher nichts Schönes und ganz allgemein auch „peinlich“. Aber wenn jemand versteht, dass diese Dinge eben doch Teil der Realität sind, dann ein Gutachter vom medizinischen Dienst. Halten Sie sich vor Augen, dass Sie sicher nicht der „Tiefpunkt“ sein werden – auch wenn Sie nicht alles unter Kontrolle haben. Gerade deswegen sollen Sie ja Unterstützung bekommen! Wer alles kann, braucht keine Pflege.

Wenn Sie Angst vor dem Gespräch haben oder dabei einfach nicht allein sein wollen: rufen Sie uns an, schreiben Sie uns über WhatsApp oder kontaktieren Sie uns per E-Mail! Wir kommen auch zu Ihnen, wenn Sie noch keine Pflegeleistungen von uns in Anspruch nehmen und unterstützen Sie auf dem Weg!